Eine aktuelle Studie zeigt, dass sich der Krankheitsverlauf von jedem zweiten Erwachsenen mit Depressionen durch den zweiten Lockdown verschlechtert. Auch für Menschen ohne eine diagnostizierte Depression ist die psychische Belastung stärker geworden.
Inhalt
- Depressionen im Lockdown: Rückfälle & Suizidgedanken
- Gründe für die Belastung im Lockdown
- Auswirkungen des Lockdowns für Menschen mit Depressionen
- Auch ohne Depressionen: Psychische Belastungen im zweiten Lockdown gestiegen
In Deutschland leben 5,3 Millionen Menschen mit Depression. Wer die Krankheit diagnostiziert bekommen hat, kämpft nahezu täglich mit den Symptomen. Die Studie "Deutschland-Barometer Depression“ der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutsche-Bahn-Stiftung zeigt nun, dass knapp die Hälfte der Befragten Erkrankten eine Verschlechterung ihres Krankheitsverlaufs in den letzten sechs Monaten feststellte. Einige berichteten zudem von Rückfällen und von Suizidversuchen. Und auch für die Allgemeinbevölkerung steigt die psychische Belastung.
Depressionen im Lockdown: Rückfälle & Suizidgedanken
Für die Studie wurden 5135 Menschen zwischen 18 und 69 Jahren im Februar 2021 befragt. Unter den Befragten waren 1994 Menschen mit einer diagnostizierten oder selbst-diagnostizierten Depression. Diese gaben Folgendes an:
- 44 Prozent der Befragten mit diagnostizierter Depression geben an, dass sich ihre Erkrankung in den letzten 6 Monaten verschlechtert habe.
- 16 Prozent der depressiv Erkrankten einen Rückfall.
- 16 Prozent berichteten von einer Verschlechterung ihrer Symptomatik.
- 8 Prozent hatten Suizidgedanken oder suizidale Impulse. Unter den Befragten mit diagnostizierter oder selbst-diagnostizierter Depression gaben 13 Personen an, im letzten halben Jahr einen Suizidversuch unternommen zu haben.
Gründe für die Belastung im Lockdown
Die Gründe für die zusätzliche Belastung im Lockdown sind vielfältig:
- 22 Prozent der Befragten berichteten von ausgefallenen Terminen beim Facharzt in den letzten sechs Monaten (September 2020 bis Februar 2021).
- 18 Prozent von ausgefallenen Sitzungen bei einem Psychotherapeuten.
- 22 Prozent der Personen, die sich in einer akuten depressiven Phase befanden, gaben an, dass sie keinen Behandlungstermin bekommen haben. Während des ersten Lockdowns waren das noch 17 Prozent.
- 21 Prozent haben aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus Behandlungstermine abgesagt. Im ersten Lockdown waren es 13 Prozent.
Auswirkungen des Lockdowns für Menschen mit Depressionen
Die Befragten nannten als Folgen des zweiten Lockdowns mehrere alltägliche Bereiche: So berichteten 89 Prozent über fehlende soziale Kontakte und 87 Prozent über mangelnde Bewegung. Über die Hälfte (64 Prozent) gab an, längere Zeit im Bett zu bleiben.
"Für Depressionspatienten sind Bewegung, ein geregelter Tagesablauf und ein fester Schlaf-Wachrhythmus wichtige unterstützende Bausteine in der Behandlung. Wenn diese wegbrechen, kann das den Krankheitsverlauf der Depression negativ beeinflussen“, erläutert Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, die Ergebnisse der Studie.
Hegerl fordert, dass bei der Entscheidung über Maßnahmen gegen Corona der Blick nicht nur auf das Infektionsgeschehen verengt werde. "Es müssen auch Leid und Tod systematisch erfasst werden, die durch die Maßnahmen verursacht werden."
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