Veronica Ferres wird Moderatorin: Im Gespräch mit dem stern erzählt sie über ihr neues Format "Married with Secrets", scherzt über ihr Quotenduell mit Ehemann Carsten Maschmeyer - und wird dann unerwartet politisch.
Frau Ferres, man könnte meinen, Sie seien beruflich ausgelastet. Dennoch betätigen Sie sich als Moderatorin für das Crime-Format "Married with Secrets" (ab 9. Oktober auf TLC). Wie kam es dazu?
Der amerikanische Sender TLC hatte den Wunsch, dass ich eine Crime-Fiction-Doku moderiere. Ich liebe es, mich zu gruseln. Wenn ich allein zu Hause bin, sehe ich immer bis spät in die Nacht Real-Crime- Serien.
Was haben Sie zuletzt geguckt?
Gerade gestern habe ich eine Serie gesehen, in der es um weibliche Monsterkiller geht - um Frauen, die ihre Ehemänner oder Geliebte umgebracht haben. Die wahren Fälle werden immer aufbereitet mit einer fiktionalen Überhöhung. Schon die alten Griechen wussten, dass der Gruselfaktor beim Menschen etwas ganz Besonderes hervorruft.
Was können wir konkret von dem neuen Format erwarten?
"Married with Secrets" zeigt Fälle, die innerhalb einer Familie oder einer Liebesbeziehung passiert sind.
Gab es einen Fall, der Sie besonders schockiert hat?
Ja, der Fall der Mutter, die ihre eigene Tochter instrumentalisiert hat, ihren Ehemann umzubringen. Sie hat das 13-jährige Mädchen so lange aufgehetzt und infiltriert, dass es im Bett ihren eigenen Vater umgebracht hat. Da war mir richtig schlecht. Körperlich schlecht.
Können Sie sich in die Gedankenwelt von Tätern hineinversetzen?
Ich glaube, dass jeder Mensch unter extremen Situationen die Fähigkeit zu töten in sich hat, und sei es als Selbstverteidigung. Aber mit welcher Perfidität, mit welcher Langzeitplanung manche Männer ihre Frauen umbringen und Frauen ihre Männer - das ist schon wahnsinnig.
Dienstags wird auch "Die Höhle der Löwen" ausgestrahlt. Es läuft also nacheinander erst Carsten Maschmeyer auf Vox, dann Veronica Ferres auf TLC…
… Oh Gott, die armen Zuschauer. (lacht)
Gibt es dann zwischen Ihnen einen Quotenwettkampf?
Da es in der Familie ist, schmeißen wir die Quoten einfach zusammen und teilen sie durch zwei.
Sie sind ein engagierter Mensch und haben in Filmen wie "Neger Neger Schornsteinfeger" mitgewirkt, die sich mit Diskriminierung auseinandersetzen. Was sind Ihre Gedanken, wenn Sie die Bilder aus Chemnitz sehen, wo ein rechter Mob durch die Straßen zieht?
Dass wir Künstler und Filmemacher umso stärker gefragt sind, Filme zu machen. Ich halte nichts davon, wenn Schauspieler politisch tätig werden oder auf die Kanzel steigen. Ich glaube, dass wir viel mehr Glaubwürdigkeit bewahren und viel mehr die Herzen der Menschen berühren können, wenn wir sie emotional zu einer Verhaltensänderung bewegen können, wenn wir mit unseren Mitteln als Künstler arbeiten.
Haben Sie ein Beispiel dafür?
Ich habe gerade einen "Spiegel"-Bestseller optioniert. "Ein deutsches Mädchen". Das ist die wahre Geschichte von Heidi Benneckenstein. Die ist 20 Minuten außerhalb von München in einer rechtsextremen Familie aufgewachsen und mit 17 Jahren der Neonazi-Szene entflohen. Marc Rothemund ("Sophie Scholl") wird Regie führen. Ich habe ein kleines, aber feines Produktionsteam, um solche Stoffe umzusetzen, die mir am Herzen liegen.
Glauben Sie, dass dieser Film etwas bewegen kann?
Das wird ein Film sein, der hoffentlich eine große Aufmerksamkeit in Deutschland hervorrufen wird. Denn er zeigt, dass die Neonazis nicht nur in Chemnitz sind, sondern sie sind auch hier in München. Sie sind mit uns, neben uns, unter uns. Oft nicht erkennbar. Wenn Sie sich diesen Stoff anschauen, dann wissen Sie, was mich antreibt. Warum ich Schauspielerin bin, warum ich diesen Beruf so liebe: Weil ich solche Geschichten erzählen muss. Genau wie "Unter Bauern: Retter in der Nacht", die Geschichte der Holocaust-Überlebenden Marga Spiegel. Den Film habe ich 2009 gedreht, er hat mich durch die ganze Welt gebracht. Ich habe mitgeholfen, die Produktion auf die Beine zu stellen, weil ich damals gesagt habe: Der Film muss gemacht werden. Dann spiele ich eben ohne Gage. Und dann spielten alle anderen auch ohne Gage. Und so kam innerhalb von drei Monaten ein Film zustande, der jahrelang nicht gemacht werden konnte. Und als er fertig war, wurde er auf der ganzen Welt gezeigt. Über den alle vorher gesagt haben: "Schon wieder das Thema Holocaust." Ich finde: Wir dürfen nicht aufhören, diese Geschichten zu erzählen.
Der "Spiegel" hat mal über Sie geschrieben: "Ihre Tage scheinen 48 Stunden" zu haben. Sind Filme wie "Unter Bauern" der Grund für Sie, jeden Morgen aufzustehen?
Ich schlafe sehr wenig, das ist leider wahr. Weil ich in erster Linie Mutter bin, dann Schauspielerin und Produzentin. Weil es mir wichtig ist, Geschichten zu erzählen. Deshalb habe ich den Beruf ergriffen. Ich träume davon, die Menschen emotional zu berühren. Ihnen Kraft zu geben, an ihre Talente und an das Gute in sich zu glauben. An die Kraft ihrer eigenen Träume zu glauben.
Das Crime-Format "Married with Secrets" ist ab 9. Oktober immer dienstags um 22:15 Uhr auf TLC zu sehen.
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