Von der Riesenweichschildkröte existieren seit dem Tod eines Weibchens möglicherweise nur noch zwei Exemplare: zwei Männchen. Nur die Entdeckung eines weiteren Weibchens könnte die Art noch vor dem Aussterben bewahren
Bis vor kurzem gab es zumindest noch theoretisch Hoffnung für die Riesenweichschildkröte. Doch das wahrscheinlich letzte weibliche Tier dieser Spezies wurde am 21. April im Dong-Mo-See in Nordvietnam tot aufgefunden. Die letzten Verbliebenen der Art sind nun zwei Männchen: eines befindet sich im Zoo von Suzhou, das andere im Xuân-Khanh-See, ebenfalls im Distrikt von Hanoi. Damit ist Rafetus swinhoei nicht nur die am stärksten gefährdete Schilkröte der Welt – sondern mit großer Wahrscheinlichkeit die nächste Spezies auf der Liste der ausgestorbenen Arten.
Das 1,5 Meter lange und 93 Kilogramm schwere Weibchen war erst im Oktober 2020 entdeckt worden. Und hatte unter Artenschützer*innen große Hoffnungen geweckt. Denn es war seinerzeit das einzige bekannte weibliche (und wahrscheinlich fruchtbare) Wesen seiner Art: Erst im April 2019 war im Zoo der chinesischen Stadt Suzhou eine Artgenossin gestorben – einen Tag nach dem fünften, erfolglosen Versuch einer künstlichen Befruchtung.
Kurzzeitig hegten Artenschützer*innen noch die Hoffnung, dass es sich bei dem nun entdeckten Tier um ein anderes als das bislang bekannte handeln könnte – eine Hoffnung, die sich nun zerschlug. Die Todesursache ist bislang unbekannt.
Das Weibchen hätte hundert Eier pro Jahr legen können
"Es war ein großes Weibchen mit offensichtlich großen reproduktiven Fähigkeiten", sagte Tim McCormack, Direktor des Asian Turtle Program der Naturschutzorganisation Indo-Myanmar Conservation dem Magazin Time. "Sie hätte theoretisch hundert Eier oder mehr pro Jahr legen können." Doch das Weibchen fand nie einen Partner; ein als Brut-Habitat künstlich aufgeschütteter Sandstrand blieb ungenutzt.
Riesenweichschildkröten lebten einst zahlreich in Nordvietnam und im südlichen China. Zum Verhängnis wurde den Tieren nicht nur, dass die Menschen Appetit auf ihr Fleisch und ihre Eier entwickelten. In den vergangenen Jahrzehnten verschlechterten Industrie- und Hausabwässer, Müll und invasive Algen die Überlebenschancen der Schildkröten im Distrikt Hanoi.
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